Erfahrungsbericht von Nadja Pawelcyk.
Als ich das erste Mal zum Gesundheitszentrum in Balighai, Indien, kam, staunte ich darüber, dass es viel größer und ausgelasteter war, als ich es mir vorgestellt hatte. Viele Eltern warteten mit ihren Kindern auf ihre Untersuchung. Ich hatte ein besonderes Interesse daran, mir dieses Zentrum anzusehen, da ich selbst aus einer Arztfamilie stamme und mir schon ganz zu Beginn meiner Reise nach Indien klar wurde, dass das Leben dort sehr anders ist.
Im Mai 2001 wurde dieses Zentrum durch die `Prajnana Mission´ und `Hand in Hand´ aufgebaut, und beide Organisationen verwalten es auch heute noch. Die Räumlichkeiten des Gesundheitszentrums umfassen ein großes Wartezimmer, zwei Behandlungsräume, eine kleine Apotheke und eine Abteilung mit vier Betten für Notfälle. Das Zentrum ist an fünf Tagen die Woche von 8 bis 24 Uhr geöffnet. Ein Arzt, ein Apotheker und eine Helferin haben eine Festanstellung, während alle weiteren Ärzte und Helfer ehrenamtlich arbeiten, ohne Bezahlung.
An einem Montag nach dem Frühstück beschloss ich, dem Gesundheitszentrum einen Besuch abzustatten. Nur 15 Minuten nachdem die Klinik geöffnet hatte, war der Warteraum schon mit Patienten gefüllt. Vom ersten Moment an hatte mich beeindruckt, wie gut alles organisiert war und wie effi zient ihr System funktionierte. Zuerst müssen sich die Patienten registrieren lassen und ihre Krankheitssymptome beschreiben, dann warten sie auf die ärztliche Untersuchung und danach bekommen sie alle nötigen Medikamente direkt vom Apotheker. Alle Mitarbeiter sind unglaublich freundlich und bereit, alle Fragen der Patienten zu beantworten. Besonders berührt hat mich der Fall eines kleinen Mädchens, das mit ihrem Vater zur Behandlung kam. Es war klar ersichtlich, dass es ihr die letzten Tage nicht sehr gut gegangen war. Sie hatte hohes Fieber und einen sehr starken Husten. Er war alleinerziehend, da ihre Mutter gestorben war. Der Vater war sehr dankbar, dass es diesen Ort gibt. Er sagte mir, dass der Arzt im Gesundheitszentrum einen sehr guten Ruf habe und seinen Patienten wirklich helfen könne. Sie erlaubten es mir, mit im Raum zu sein, während die Kleine vom Arzt behandelt wurde. Da es ihre erste ärztliche Behandlung war, war sie etwas ängstlich, weil sie nicht wusste, was sie zu erwarten hatte. Doch sie war sehr tapfer und ließ den Arzt alles tun, was er tun musste. Wie sich herausstellte, hatte sie eine heftige Atemwegsinfektion und brauchte starke Medikamente, aber das hielt das Mädchen nicht davon ab, zu lächeln. Während ihr Vater alle Medikamente beim Apotheker abholte, blieb ich bei dem Mädchen. Sie konnte kein Englisch, was unsere Kommunikation allerdings nicht hindern konnte. Die Kleine spielte mit meinem Haarband, das sie sichtlich mochte, also habe ich es ihr geschenkt. Sie hat sich so sehr darüber gefreut dass sie im Gegenzug beschloss, mir ihre Haarklammer zu schenken, die ich heute noch habe.
Diese Erfahrung lässt mich mein Leben so viel mehr wertschätzen. Meine Mutter hat sich immer wundervoll um mich gekümmert, so dass ich alles hatte, was ich brauchte und mein Vater hat als Arzt immer dafür gesorgt, dass ich die bestmögliche ärztliche Behandlung bekam. Zudem wurde mir klar, wie wichtig es ist anderen zu helfen und welch großartige Arbeit `Hand in Hand´ und die `Prajnana Mission ´ leisten, um weniger privilegierten Menschen zu helfen.